Kommunen interaktiv in die Kreislaufwirtschaft führen

Kommunen interaktiv in die Kreislaufwirtschaft führen

Im Rahmen des Projektes bergisch.circular wurde ein interaktiver Leitfaden für Kommunen entwickelt, der nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch konkrete Tools, Praxisbeispiele und rechtliche Orientierung rund um das Thema Kreislaufwirtschaft bietet.

Bild von einem Bildschirm, auf dem die Startseite des interaktiven BluePrints "Zirkuläre Prozesse in Kommunen" gezeigt wird

Foto vom Wuppertal Institut

Der steigende Wohlstand und das Bevölkerungswachstum führen weltweit zu einem immer höheren Ressourcenverbrauch – mit schädlichen Folgen für den Planeten und uns Menschen. Kreislaufwirtschaftliche Ansätze wie z. B. Recycling und Wiederverwendung bieten nachhaltige Lösungen, indem sie Ressourcen länger nutzen und den Bedarf an neuen Rohstoffen senken. Kommunen spielen bei der Umsetzung der Transformation eine zentrale Rolle, da sie viele Ressourcen managen, etwa im Abfallbereich, beim Bau kommunaler Gebäude und in der öffentlichen Beschaffung.

Überproportionales Wachstum

Derzeitige Wirtschaftsstrukturen sorgen für hohen Ressourcenverbrauch

Bis 2060 wird sich der globale Ressourcenverbrauch im Vergleich zu 2017 voraussichtlich verdoppeln, während die Weltbevölkerung nur um 26 % wächst [1] [2] – ein klares Zeichen für die notwendige Transformation!

Ressourcenschonung im Bergischen Städtedreieck

Das Projekt bergisch.circular treibt die Kreislaufwirtschaft in den Stadtverwaltungen des Bergischen Städtedreiecks voran, mit Fokus auf zirkulärem Bauen, nachhaltiger öffentlicher Beschaffung und Abfallvermeidung. Gemeinsam wurden Vorhaben wie eine Pilotsammlung für Altmatratzen angestoßen, um Ressourcen effizienter zu nutzen.

Kreislaufwirtschaft handhabbar machen

Damit auch andere Kommunen den Weg zur Kreislaufwirtschaft einschlagen können, wurde in dem Projekt ein interaktiver Leitfaden, der „Blueprint“, entwickelt. Dieser Leitfaden bündelt Erkenntnisse aus bergisch.circular und bietet u. a. praxisnahe Beispiele, Literaturempfehlungen sowie Tools wie einen Textbaustein-Katalog für zirkuläre Kriterien in Ausschreibungen. [3]

Der Leitfaden ermöglicht eine einfache Navigation durch Themen zur Kreislaufwirtschaft und bietet vertiefendes Begleitmaterial. Ziel ist es, Kommunen deutschlandweit zur Ressourcemschonung zu inspirieren. Insb. für NRW, das derzeit stark auf Grundstoffe ausgerichtet ist, spielt die Transformation eine entscheidende Rolle für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. [4]

    Autor*innen

    Maike Demandt, Researcherin
    im Forschungsbereich Zirkuläre Systeme

    Dominik Martin, Researcher
    im Forschungsbereich Zirkulärer Wandel

    Fußnoten

    1. OECD (2019): „Global Material Resources Outlook to 2060: Economic Drivers and Environmental Consequences“, OECD Publishing. Paris. online unter: https://doi.org/10.1787/9789264307452-en (zuletzt aufgerufen am 7.11.2024).
    2. UN DESA (Population Division) (2024): „Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 1950 bis 2100 (in Milliarden)“, online unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1717/umfrage/prognose-zur-entwicklung-der-weltbevoelkerung/ (zuletzt aufgerufen am 7.11.2024).
    3. Neue Effizienz (2024): „Blueprint: Zirkuläre Prozesse in Kommunen“, online unter: https://bergisch-circular.de/wp-content/uploads/sites/3/2024/09/Blueprint-bergisch.circular-1.2.pdf (zuletzt aufgerufen am 7.11.2024).
    4. Wilts, H., Berg, H., Seyring, N., Vahle, T., Herrmann, S., Kick, M., Müller-Kirschbaum, T. (2022): „NRW 2030: Von der fossilen Vergangenheit zur zirkulären Zukunft“, online unter: https://wupperinst.org/fileadmin/redaktion/downloads/projects/NRW2030_Zirkulaere_Zukunft.pdf (zuletzt aufgerufen am 7.11.2024).
    Keep it simple! – Frugale Innovationen

    Keep it simple! – Frugale Innovationen

    Frugale Innovationen bezeichnen Entwicklungen, die anwendungs­orientiert, kostengünstig, leicht zu bedienen, zu reparieren und ressourcen­schonend sind. Sie sind unerlässlich für einen zukunfts­fähigen Industrie­standort NRW.

    Während die führenden Unternehmen der Welt sich zunehmend auf Luxusprodukte und überladene Innovationen für High-Income Länder konzentrieren, fehlen Lösungen, die erschwinglich sind und genau das tun, was Nutzer*innen brauchen.[1] Genau solche Innovationen sind aber essentiell für eine nachhaltige Entwicklung, die ökologische, soziale und ökonomische Ziele gleichermaßen befriedigen kann. Man nennt diese Innovationen “frugal” und diskutiert sie nicht zuletzt im Kontext der Circular Economy.

    Frugale Innovation für Nordrhein-Westfalen

    Wie kann ein nachhaltiger sowie ressourcen- und energieschonender Umgang mit Sachgütern in der Zukunft gewährleistet werden? Welche Schäden an Mensch und Umwelt wollen wir uns als Gesellschaft für welche Sachgüter leisten?[2] Hier ist insbesondere das produzierende Gewerbe gefragt, das NRW stark prägt. Als Teil der Circular Economy können frugale Innovationen Ressourceneinsparungen verstärken und gleichzeitig die Erschließung neuer Märkte unterstützen. Spannend ist vor allem aber, dass das Nachdenken über frugale Innovationen eine Reflektion auslöst: Welche Schäden an Mensch und Umwelt wollen wir uns als Gesellschaft leisten?

    “FRUGAL” ist auch ein Akronym

    F = functional, R = robust, U = user friendly,
    G = growing, A = affordable, L = local

    Eigentlich bedeutet das Wort „frugal“ einfach, schlicht oder karg.
    Doch im Kontext der „Frugalen Innovation“ erhält es eine zusätzliche Bedeutung.
    Als Akronym beschreibt es die Kernprinzipien der Frugalen Innovation.

    In NRW bekommt der Ansatz der Frugalen Innovation zunehmend Aufmerksamkeit. Das Bundesland verfügt wie kaum eine Industrieregion weltweit über die notwendigen Potenziale, durch zirkuläres Wirtschaften sowohl zum Klima- und Ressourcenschutz als auch zum Erhalt seiner wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit beizutragen.[3] In unterschiedlichen Veranstaltungs- und Vernetzungsangeboten (z. B. der Kongress „zirkulär.frugal.innovativ“ und die Initiative „Open Innovation City“) entstehen im Moment in Zusammen-arbeit von Wissenschaft, Wirtschaftsförderern und Unternehmen Ansätze, um das Thema als richtungsweisend auf der regionalen Agenda zu etablieren und Unternehmen zu motivieren, neue Formen der Innovation und des nachhaltigen Wirtschaftens zu erproben.

    Für die Realisierung braucht es neue Wege und Formen der Zusammenarbeit sowie Allianzen von Wissen-schaft & Forschung, regionaler Wirtschaft und weiteren Akteur*innen. Dadurch kann ein inter-disziplinärer Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gefördert, der Wissenstransfer ermöglicht und es können gemeinsame Kompetenzfelder aufgebaut werden, um eine zukunftsgerechte Transformation der Regionen zu fördern.

    Eva-Maria Goertz, Junior Researcherin
    im Forschungsbereich Stoffkreisläufe

    Dr. Holger Berg, stellv. Abteilungsleiter und Co-Leiter
    des Forschungsbereichs Digitale Transformation

    Fußnoten

    1. Krohn, Malte (2022): The Crucial Role of Mindsets in Innovation Efforts. Opening the Black Box in the Context of Frugal Innovation. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-39970-2 . Springer Gabler Wiesbaden.
    2. Wohlfart, Liza/ Bünger, Mark/ Lang-Koetz, Claus/ Wagner, Frank (2016): Corporate and Grassroot Frugal Innovation: A Comparison of Top-Down and Bottom-Up Strategies. URL: https://www.engineering-produktion.iao.fraunhofer.de/content/dam/iao/tim/Dokumente/Wohlfart_et_al_TIMReview_April2016.pdf . In: Technology Innovation Management Review, April 2016, Volume 6, Issue 4. (zuletzt abgerufen am 22.02.2023).
    3. Wuppertal Institut (2022): NRW 2030: Von der fossilen Vergangenheit zur zirkulären Zukunft. URL: https://wupperinst.org/fa/redaktion/downloads/projects/NRW2030_Zirkulaere_Zukunft.pdf  (zuletzt abgerufen am 27.01.2023).